Mein Arbeitssetting als Selbstständige: So hat es sich mit der Zeit entwickelt
28. Februar 2024Arbeiten im Coworking-Space: Mein Fazit nach einem Monat
Seit über sechs Jahren bin ich selbstständig – und arbeite im Homeoffice. Damals noch in meinem 11qm WG-Zimmer, heute in meinem Wohn- und Arbeitszimmer. In all diesen Jahren habe ich es nicht vermisst, in einem Büro mit Menschen zu sitzen. Wo andere Selbstständige über den fehlenden Kontakt zu anderen berichteten, dachte ich insgeheim: Ich bin ganz froh, dass ich den ganzen Tag meine Ruhe habe 😀 Mein Bedürfnis nach sozialen Kontakten habe ich immer im Privaten ausgelebt. Beruflich hatte ich zwar auch immer mit Menschen zu tun (entweder Kund*innen oder eine zeitlang auch mit meinem Team an Freelancer*innen), aber dieser Kontakt fand immer nur online statt, da ich mir mein Business ab 2018 komplett remote und ortsunabhängig aufgebaut hatte.
Doch dieses Jahr war da plötzlich dieser Impuls, doch mal wieder mehr „unter Menschen“ zu kommen – und zwar live und in Farbe. So nahm ich mir für 2024 zum Beispiel vor, mehr offline zu netzwerken. Und ich spielte schon im Januar mit dem Gedanken, mir mal ein paar Coworking Spaces von innen anzusehen.
Ein Probemonat im Impact Hub
Nach dem ersten Impuls im Januar verstrichen ein paar Monate. Und im März packte mich die Idee wieder. Durch meine Freundin und Fotografin Lisa Hantke und einige Menschen in meinem Umfeld erfuhr ich immer wieder vom Impact Hub Coworking Space in München. Und davon, dass es dort die Möglichkeit gibt, einen Probemonat zu buchen. Dafür entschied ich mich dann relativ spontan und startete meine Probemitgliedschaft Mitte März.
Was ich mir davon erhoffte? Zum einen hatte ich einfach Lust auf dieses kleine Experiment. Außerdem wollte ich herausfinden, was es mit mir macht, meinen Arbeitsplatz nach „außerhalb“ zu versetzen und mehr unter Menschen zu sein. Und ich war gespannt, wie häufig ich den Space wirklich nutzen und wie produktiv ich dort arbeiten würde. Auf all diese Aspekte fand ich innerhalb eines Monats Antworten – die ich im Folgenden mit euch teilen möchte.
Plötzlich unter Menschen arbeiten: Was macht das mit einem?
Ehrlicherweise fand ich im Vorfeld vor allem den Netzwerk-Aspekt am Coworking-Modell spannend. Also sich vor Ort auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Und das war auch definitiv cool, aber was mich viel mehr überrascht hat: Wie gut mir dieser kurze informelle Austausch zwischendurch getan hat. Das Grüßen an der Kaffeemaschine, das Kompliment für den Pulli beim Vorbeigehen, das „schönes Wochenende“ Rufen am Freitag Nachmittag. Dieses Bürofeeling eben, das ich zuletzt als Werkstudentin in der Agentur hatte.
Und dann kam natürlich dazu, dass die Menschen, die ich vor Ort kennenlernen durfte, alle spannende Persönlichkeiten waren. Was cool war: Die Mitglieder sind sowohl vom Alter und Geschlecht als auch von der Branche und Tätigkeit her sehr durchmischt.
Mir wurde oft von anderen gesagt, dass man im Coworking Space meistens gar nicht so sehr connected, wie man sich das vorstellt. Ich muss sagen, meine Erfahrung war eine andere, was aber auch gut am Space an sich liegen kann. Dort gibt es auch viele Angebote, die das in Kontakt kommen erleichtern. Wie zum Beispiel mein Lieblingsformat, den Falafel Pitch: Das Team holt für alle Falafel Sandwiches und eine Person darf vorne ihre Idee oder Angebot pitchen, während alle ihre Falafel essen. Zum Schluss gibt es dann Feedback aus der Runde für die präsentierende Person.
Was ich persönlich allerdings beobachtet habe: Dadurch, dass ich tagsüber plötzlich unter Menschen war, war abends meine Social Battery schneller leer. Ich musste also erst wieder etwas „umgestalten“ und mehr Abende ohne soziale Pläne einbauen, damit es nicht zu viel wird.
Räumliche Trennung zwischen Arbeit und Freizeit: Nur Vorteile?
Ich persönlich habe mittlerweile echt einen guten Weg gefunden, Arbeit und Privates auch im Homeoffice gut voneinander zu trennen. Zum Beispiel durch Routinen, die mir dabei helfen, meinen Arbeitstag „offiziell“ zu starten und zu beenden. Der Beginn meiner Arbeitszeit ist der Moment, in dem ich mich mit meinem Tee an den Schreibtisch setze, den Laptop aufklappe und meine Todos für den Tag sichte. Das Ende ist mein „Recap des Tages“, wo ich kurz meine Arbeitsstunden und erledigten todos aufschreibe, sowie die Todos für den darauffolgenden Tag anpasse. Und: Ich mache dann immer etwas Privates, um den Freizeit-Teil des Tages aktiv einzuleiten. Entweder Sport außerhalb, oder Freund*innen treffen etc. Irgendetwas außer Haus.
Dennoch ist natürlich der Unterschied zwischen Arbeitszeit und Freizeit nochmal deutlicher, wenn der Arbeitsort außerhalb der eigenen vier Wände liegt. Das würde ich also definitiv auch noch als positiven Aspekt des Arbeitens im Coworking Space nennen.
Kleiner Minuspunkt: Das Rucksack packen und drauf achten, dass man alles wichtige dabei hat – vor allem wenn man doch zwischendrin auch mal zuhause gearbeitet hat. Super nervig, wenn einem eine wichtige Unterlage fehlt, wenn man im Coworking Space sitzt. Und je nachdem wie viel Material man zum Arbeiten braucht, kann das hin- und her-switchen zwischen Homeoffice und „Büroplatz“ auch umständlich werden.
Und dann noch ein anderer Aspekt, den ich wiederum im Homeoffice unterschätzt hatte: Wie viel man zuhause „ganz nebenbei“ erledigt. Wäsche waschen, Mittagessen kochen, einkaufen, durchsaugen… All das muss dann plötzlich gefühlt „zusätzlich“ zur Arbeitszeit im Coworking Space passieren. Es braucht also etwas mehr Organisation und/oder mehr Zeitpuffer, wenn man am Abend nicht nur aufräumen und einkaufen, sondern auch noch etwas schönes machen will.
Produktivität im Coworking Space: Funktioniert das?
Auf diesen Punkt war ich besonders gespannt. Bisher habe ich nämlich die Erfahrung gemacht, dass ich allein und zuhause immer am produktivsten bin. Denn natürlich habe ich es auch mal genossen, mit Freund*innen zu coworken oder vom Café aus zu arbeiten. Ich hatte dabei aber immer das Gefühl, etwas weniger zu schaffen, als allein am Schreibtisch.
Umso überraschender war es für mich, dass ich mich im Coworking Space sehr gut konzentrieren konnte. Und dass es sogar etwas motivierendes hatte, auch Aufgaben durchzuziehen, die ich zuhause eher prokrastiniere. Einfach weil alle um einen herum ja auch arbeiten.
Was man aber dennoch mit „einplanen“ muss (oder ich zumindest): Dass man im Coworking Space zwischendrin – positiv – abgelenkt wird. Hier mal einen Kaffee trinken, da mal eine Runde quatschen. Genau das macht ja auch das Arbeiten dort aus, aber es kostet eben auch Zeit, die auf die effektiven Arbeitsstunden draufkommt. Das muss einfach mit eingeplant werden 😊
Reality Check: Wie oft nutzt man den Coworking Space wirklich?
Im Probemonat ist die Nutzung des Coworking Spaces unbegrenzt, das heißt, man kann Montag bis Freitag zwischen 8 und 19h dort arbeiten. Wenn man „regulär“ Mitglied wird, kann man dann zwischen unterschiedlichen Tarifen (von einem halben Tag bis fünf Tage pro Woche) wählen.
Natürlich hatte ich mir vorgenommen, im Probemonat so oft wie möglich vor Ort zu sein. Gleichzeitig ist mein Alltag immer sehr bunt durchmischt, da ich mir (zumindest in der aktuellen Phase, das ändert sich immer mal wieder) meine Tage flexibel zusammenstelle. Und eben auch mal tagsüber zum Sport gehe oder andere Termine lege.
So war ich sehr gespannt, wie viel Zeit ich tatsächlich im Space sitzen würde. Und es war um einiges weniger, als ich mir vorgenommen hatte.
Am Anfang habe ich mich etwas über mich selbst geärgert, dass ich es nicht öfter hinschaffe. Bis ich gemerkt habe, dass es null komma null Sinn macht, mich da selbst unter Druck zu setzen. Und es ja sogar genau darum geht, herauszufinden, wie viele Tage pro Woche man den Coworking Space überhaupt „braucht“.
Im Schnitt war ich ca. 2,5 bis 3 Tage pro Woche vor Ort. Viele 1:1 Coachings habe ich zum Beispiel dann auch doch lieber zuhause, in meiner gewohnten Umgebung gemacht (statt in den Meeting-Kabinen vor Ort). Und eigentlich ist es glaube ich auch der Mix, der für mich am besten funktioniert. Frei und flexibel entscheiden zu können, ob ich den Arbeitstag zuhause oder im Coworking Space verbringe. Oder eben auch mal nur für einen Vormittag dorthin zu fahren, und nachmittags frei zu machen.
Und wie geht’s jetzt weiter?
Nach dem Probemonat ging’s für mich quasi nahtlos weiter mit meiner Workation in Wien, wo ich gerade für ein paar Wochen bei meiner Schwester wohne und Arbeit und Urlaub kombiniere. Deshalb ist meine Entscheidung, wie ich weitermache, erstmal vertagt 😀
Was für mich aber klar ist:
- Das Experiment Coworking Space hat mich sehr positiv überrascht. Auch wenn ich den Probemonat erstmal als einmaliges Erlebnis geplant hatte, ist in der Zeit der Wunsch entstanden, daraus etwas langfristiges zu machen
- Wenn Coworking Space, dann erstmal Impact Hub. Der Space ist zwar im Vergleich zu anderen teurer, aber ich habe mich auch extrem wohlgefühlt und nur positive Erfahrungen dort gemacht. Man zahlt hier sicherlich nicht „nur“ den Arbeitsplatz, sondern vor allem auch die tolle Community – aber das ist es mir dann auch wert.
- Aktuell könnte ich mir gut vorstellen, erstmal eine Mitgliedschaft über 1-2 Tage die Woche abzuschließen (die man dort übrigens total flexibel einsetzen kann). Aber mal sehen, was der Stand ist, wenn ich aus Wien zurückkomme.
Was mich interessieren würde: Hast du bereits Erfahrungen mit Coworking Spaces gemacht? Und wenn ja, wie war es für dich? Schreib mir gern einen Kommentar unter dem Blogpost oder eine Direktnachricht bei Instagram.